Was ist Flooding?

Flooding ist ein Schutzmechanismus, der dich bei Konflikten vor emotionaler Überforderung bewahrt. Erkenne die Warnzeichen und lerne, wie du mit Pausen deine Beziehung stabil hältst.

Lucas Forstmeyer

Lucas Forstmeyer

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Kurzdefinition

Flooding bezeichnet einen Zustand massiver emotionaler und physiologischer Überforderung, in dem das Nervensystem in einen Schutzmodus schaltet. John Gottman beschreibt ihn als den Punkt, an dem eine Person „geflutet“ wird – der Puls steigt über 100, der Körper ist mit Adrenalin und Cortisol überschwemmt, und der Zugang zu rationalem Denken oder Empathie bricht zusammen. In diesem Zustand ist keine konstruktive Kommunikation mehr möglich; der einzige Ausweg ist eine Pause zur Beruhigung des Nervensystems.


Ausführliche Erklärung

Flooding tritt typischerweise während eines Konflikts auf, wenn emotionale oder statusbezogene Bedrohung wahrgenommen wird. Obwohl die betroffene Person nach außen ruhig oder abwesend wirken kann (Stonewalling), herrscht innerlich Chaos: rasende Gedanken, körperliche Anspannung, Ohnmachtsgefühle und Wut. Der Körper reagiert, als wäre Gefahr im Verzug – Herzfrequenz, Muskeltonus und Stresshormonspiegel steigen drastisch.

In diesem Zustand ist Selbstregulation blockiert: das Gehirn schaltet vom präfrontalen Kortex (rationales Denken, Empathie, Perspektivwechsel) auf ältere, defensive Systeme um. Jeder Versuch, „vernünftig weiterzureden“, verschlimmert die Lage. Die einzige wirksame Maßnahme ist eine bewusste Unterbrechung von mindestens 20 Minuten, um den Körper zu beruhigen und den Kontakt zur eigenen Wahrnehmung wiederzufinden.

Gottmans Forschung zeigt, dass Männer in heterosexuellen Beziehungen deutlich anfälliger für Flooding sind. Sie erleben Kritik oder emotionale Forderungen oft als Angriff auf ihren Selbstwert, was das vegetative System sofort aktiviert. Frauen hingegen neigen dazu, länger im Dialog zu bleiben – was paradoxerweise den Rückzug des Partners verstärkt.


Kontext (Relation)

Im Bindungs-Status-Modell ist Flooding der Moment, in dem ein Status-Kollaps auftritt. Besonders beim Vermeider in der Nähe-Distanz-Spirale löst der Druck des Verfolgers, sich emotional zu öffnen, ein Gefühl von Versagen und Machtlosigkeit aus. Der Körper schützt den Selbstwert, indem er abschaltet. Dieser Rückzug ist also kein Desinteresse, sondern der letzte Versuch, Würde zu wahren, wenn Einfluss und Kontrolle verloren gehen.

Damit wird Flooding zu einem zentralen Prüfstein der zweiten Bindungs-Situation: Konflikt. Nur wenn Paare lernen, diesen physiologischen Kipppunkt rechtzeitig zu erkennen und durch Brückenmomente (Repair Attempts) oder eine klar vereinbarte Beruhigungspause zu entschärfen, bleibt das Vertrauenskonto stabil. Ohne dieses Bewusstsein führt Flooding unausweichlich zu Stonewalling – und damit zum Zusammenbruch von Bindung und Status zugleich.


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Quellen


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